Kalender

Warum wir vielleicht dem Ackerbau unseren Kalender zu verdanken haben, Monate so komische Namen tragen und Schalttage Ende Februar sind.
Spätestens seit Beginn des Ackerbaus (in Europa etwa vor 6.000 - 9.000 Jahren) war es von großem Vorteil für den Menschen, die offensichtlich wiederkehrenden Jahreszeiten vorhersagen zu können, um nicht zu früh und nicht zu spät auszusäen. Dazu musste das Sonnenjahr (in dem die Erde einmal die Sonne umläuft) in kleinere Abschnitte geteilt werden.

Tag und Nacht, Sommer und Winter

Erste Mittel zur Unterteilung des Jahres in vier Jahreszeiten könnten die Feststellung der Tagundnachtgleiche und der Sonnenwenden, die jeweils zweimal pro Jahr auftreten, gewesen sein. Frühe Kenntnisse des Menschen von astrologischen Ereignissen sind einigen Interpretationen von Stonehenge (ca. 5.000 Jahre alt) und der Himmelsscheibe von Nebra (ca. 4.000 Jahre alt) zufolge wahrscheinlich. Auch der Turm von Jericho (ca. 11.000 Jahre alt) könnte bereits zur Zeitbestimmung der Sonnenwendtage gedient haben.

Doch für Aussaat und später für die Feiertagsbestimmung reichte die Zählung in Halbjahren oder Jahreszeiten nicht aus. Es musste ein System gefunden werden, womit es gelang, das Jahr in noch kleinere Abschnitte zu unterteilen.

Dafür boten sich die Mondphasen an, die sich etwa alle vier Wochen wiederholten (Umlaufzeit des Mondes um die Erde), weshalb unser heutiges Wort "Monat" auf das Wort "Mondjahr" zurückgeht.

Sonnenjahr und Mondjahr

Teilte man jedoch das Sonnenjahr (ca. 365,2 Tage) in 12 Mondjahre (durchschnittlich 29,5 Tage) ein, so fehlten am Ende des Jahres 10 oder 11 Tage, und damit stimmte der Kalender schon sehr bald nicht mehr mit den Jahreszeiten bzw. den Sonnenwendtagen überein. Teilte man es in 13 Monate ein, war das Jahr wiederum um ca. 16 Tage zu lang.

So entstanden immer wieder neue Versuche, Sonnenjahr und Mondjahr unter einen Hut zu bekommen.

Im alten Rom fügten daher Priester von Zeit zu Zeit "Schalttage" ein. Da kein fixes System eingehalten wurde, wurde jeweils der 1. Tag eines Monates öffentlich ausgerufen. Dieser erste Tag hieß „Calenda“ (lat. „der Auszurufende“), woher der Kalender seinen Namen hat.

St. Nimmerleinstag: Der griechische Kalender kannte keine Calendae.

Der Calendae als erster Tag des Monates galt häufig als Zahltag für Schuldner. Da der griechische Kalender im Gegensatz zum römischen Kalender keine Kalenden kannte, steht die Redewendung "am griechischen Kalenden" (lat. „ad Kalendas Graecas“) für den St. Nimmerleinstag.
Das Jahr begann im altrömischen Kalender mit dem 1. März, der große Bedeutung für das Leben der Menschen hatte und in dem die Römer ihren Konsul neu wählten. Aus dieser Zeit des altrömischen Kalenders, stammen noch weitgehend unsere heutigen Monatsnamen:

Monat Lateinischer Name Namensgebung Heutige Entsprechung
1 Martius Gott Mars März
2 Aprilis evtl. von aperire lat für „öffnen“ (bezogen auf die Vegetation) April
3 Maius Göttin Maia Mai
4 Iunius Göttin Juno Juni
5 Quintilis der Fünfte Juli
6 Sextilis der Sechste August
7 September der Siebte September
8 October der Achte Oktober
9 November der Neunte November
10 December der Zehnte Dezember
11 Ianuarius Gott Janus Januar
12 Februarius Reinigungsfest "Februa" Februar

Durch einen spanischen Aufstand um 153 v. Chr. wurde die sonst im März stattfindende römische Konsulwahl um zwei Monate vorgezogen und der 1. Januar galt nun als Jahresbeginn.

Aus dem altrömischen Kalender mit seinen willkürlichen Schalttagen entstand unter Julius Caesar 45 v.Chr. der nach ihm benannte Julianische Kalender, der festen Regeln folgte:

Der Julianische Kalender bestand weiterhin aus 365 Tage, verteilt auf 12 Monate. Dem Februar, dem vormals letzten Monat des Jahres, wurde alle 4 Jahre ein Schalttag hinzugefügt.

Später wurde der Monat Quintilis nach Julius Ceasar umbenannt und heißt seitdem Juli. Auch der Sextilis erhielt eine Umbenennung nach Augustus, der als Großneffe testamentarisch von Caesar adoptiert worden war und als sein politischer Nachfolger zum ersten römischen Kaiser wurde.

Da Augustus zu Ehren der Monat August nicht über weniger Tage als der nach Gaius Julius benannte Monat haben sollte, unterbrechen diese beiden Monate das normale System aus abwechselnd langen und kurzen Monaten.

Doch auch das Julianische Kalendersystem, das Caesar eventuell aus Ägypten übernommen hatte, war nicht perfekt. Denn seine durchschnittlichen 365,25 Kalendertage waren ca. 11 Minuten länger als das Sonnenjahr. Kumuliert über die Jahrhunderte verschob sich dadurch die Frühlingsvorhersage um viele Tage. Auch ging das System nicht ganz synchron mit den Mondphasen einher, die z.B. für die Bestimmung der Osterzeit wichtig waren.

Papst Gregor XIII. reformierte daher Caesars Kalendersystem im Jahr 1582, indem er eine neue Schaltregel einführte:

  • Weiterhin erhielt jedes vierte Jahr einen zusätzlichen Tag (Schalttag), z.B. ist 2016 ein Schaltjahr.
  • Alle 100 Jahre (also an den durch 100 ganzzahlig teilbaren Jahre) fällt der Schalttag jedoch aus. Demnach ist 2100 kein Schaltjahr, obwohl es durch 4 teilbar ist.
  • Alle 400 Jahre (also an den durch 400 ganzzahlig teilbaren Jahre) wird die 100-er-Regel nicht angewendet und der Schalttag findet doch statt. Demnach war 2000 ein Schaltjahr, obwohl es durch 100 teilbar ist.

Durch diese zusätzlichen Regelungen beträgt die durchschnittliche Kalenderjahreslänge im noch heute gültigen Gregorianischen Kalendersystem 365,2425 Tage, was das Sonnenjahr (sog. tropisches Jahr) - bezogen auf das Jahr 2000, da immer ein Bezugspunkt nötig ist - nur um knapp 30 Sekunden pro Jahr verfehlt. Dadurch wird z.B. beispielsweise im Jahr 2020 die Sommersonnenwende bereits am 20.Juni sein (statt am 21.).

Darüberhinaus besteht Nachbesserungsbedarf auch aus der Veränderung der Erdrotationsgeschwindigkeit. Diese nimmt auf lange Sicht gesehen ab, zum Beispiel durch Wasserstauung in hochgelegenen Stauseen, ähnlich einer Pirouette einer Baletttänzerin, die die Arme ausstreckt um die Rotationsgeschwindkeit zu verlangsamen.

Aus diesem Grunde werden von Zeit zu Zeit Schaltsekunden eingefügt, wie am 30. Juni 2012.