Stil-Epochen

Romanik, Gotik, Renaissance - die kunsthistorischen Stil-Epochen im Überblick.
Um alte Kunstwerke und altes Kunsthandwerk in den historischen Kontext zu bringen, können die kunsthistorischen Stil-Epochen wie Romanik, Gotik oder Renaissance einen groben Anhaltspunkt geben. Grob deshalb, da diese fließend ineinander übergehen und nicht überall gleichzeit begannen und endeten.

Viele bedeutende Kunstwerke haben die Jahrhunderte nicht überdauert. Bei den erhaltenen Kunstwerken ist häufig das Entstehungsjahr unklar. Zum Glück haben viele Bauwerke, insbesondere viele Kirchen und Kathedralen, die Jahrhunderte überstanden und stehen heute noch als anschauliche Beispiele der einzelnen Stil-Epochen zur Verfügung.

Stil-Epochen

Romanik

Nach dem Untergang des römischen Reiches mussten etwa 500 Jahre (frühes Mittelalter, die Zeit der Völkerwanderungen) vergehen, bis sich der erste gesamteuropäischer Kunststil entwickelte: Ab etwa dem Jahr 1000 trat die romanische Kunst auf den Plan, benannt in Anlehnung an die antike römische Kunst. Wie in der Antike, waren auch in der Romanik Rundbögen, Säulen und wuchtige Baumassen sehr beliebt ("Rundbogenstil"). Exemplarisch für die romanische Kunst, die auch vorgotischer Stil genannt wird, steht der Speyerer Dom (gebaut ab 1025).

Gotik

Gotische Kunst war damals die "moderne Kunst", die sich nicht an die Konventionen der Antike und Romanik hielt. Und so entstand (aus späterer Sichtweise) der damals abwertende Begriff der Gotik, abgeleitet von "gotico", dem italienischen Wort für "barbarisch, fremdartig".

In dieser Zeit wandelte sich die Kriegsführung. Erste Feuerwaffen wurden (spätestens ab 1324) entwickelt und Söldnerheere kamen in Mode. Daher wandelten sich Bauwerke, bei denen zuvor die Verteidigungsfähigkeit eine der wichtigsten Eigenschaft war, weg von massiven Befestigungen hin zu repräsentativen Gebäuden, die die Größe und Macht ihrer Besitzer demonstrieren sollten.

So steht der gotische Stil für ein Emporstreben – nun musste alles möglichst hoch aussehen. Um den optischen Eindruck von Höhe und Macht zu erwecken, lösten emporstrebende Elemente die wuchtigen Baumassen ab. Spitzbögen, die die Rundbögen ersetzen, waren dazu ein beliebtes Stilmittel.

Exemplarisch steht hierfür der Regensburger Dom (ab 1285 neu erbaut) oder das Rathaus in Lübeck. Auch der Kölner Dom hat seinen Baubeginn im 13. Jahrhundert. Die folgende Renaissance lässt die Gotik aber altmodisch erscheinen, weshalb viele gotische Bauwerke erst Jahrhunderte später fertiggestellt werden.

Die Gotik, auch als Spitzbogenstil oder französischer Stil bezeichnet, wurde in Goethes Werk "Von Deutscher Baukunst" zum deutschen Stil erklärt.

Renaissance

Renaissance, französisch für "Wiedergeburt", meint die Wiedergeburt des antiken (römischen) Stils, der schon in der Romanischen Epoche aufgenommen, dann aber vom Gotischen Stil ein Stück weit verdrängt worden war. Die Renaissance ging von Italien (insbesondere Florenz) aus, wo sich der gotische Stil nicht durchsetzen konnte.

Griechische Gelehrte flohen aus dem untergehendem Byzanz und sorgten in Italien für das Aufleben antiker Gedanken. Kunst und Wissenschaft erhielt ihren antiken Stellenwert zurück. Es ist die Zeit der Erfinder, Forscher, Gelehrten und Künstler wie da Vinci oder Michelangelo. Amerika wird entdeckt, Gutenberg erfindet den Buchdruck, Luther übersetzt die Bibel.

Nach der Zeit des Mittelalters, in der Künstler sich als reine Handwerker verstanden und bestehende Werke kopierten, wird in der Renaissance (15.-16. Jahrhundert) das Neuschöpfen wichtiger, wodurch der Künstler an sich an Bedeutung gewinnt.

Das Vorbild für die Künstler und Architekten ist in dieser Stilepoche häufig die Natur aus der Sicht des Menschen. Proportionen, Symetrie und Harmonie werden jetzt wichtig. Es entstehen wohlproportionierte Portraits und naturgetreue Landschaftbilder.

Das Heidelberger Schloss und die Fuggerhäuser in Augsburg stehen exemplarisch für diese Stilepoche. Auch der Petersdom in Rom findet seinen Baubeginn in der Renaissance, er wurde jedoch erst im Barock fertiggestellt.

Barock

Als Bezeichnung für die Kunst des 17. - 18. Jahrhunderts hatte der Begriff Barock zunächste eine abwertende Bedeutung. Im Romanischen steht er etwa für „bizarr“ oder „ungleichmäßig“, nach dem ursprünglich portugisischen Wort barocco für eine unregelmäßige Perle. Die negative Auslegung verlor sich erst zur Zeit des Neubarocks innerhalb des Historismus.

Um dem nüchternen Erscheinungsbild des Protestantismus dieser Zeit etwas entgegenzusetzen, entwickelte sich in der Kunst eine sinnliche und opulente Ausprägung. Kirchen und Paläste der Kolonialherren Übersees und Hollands wurden üppiger und verschwenderischer. Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen des Barocks weisen vermehrt weiche, fließende Übergänge, sehr malerische Wirkungen und kunstvolle Hell-Dunkel-Effekte auf.

Zu den Hauptmeistern des Barocks zählen der Römer Gian Lorenzo Bernini, der flämische Maler Peter Paul Rubens und der wohl bekannteste Maler Hollands, Rembrandt van Rijn.

Rokoko

Im Frankreich des 18. Jahrhunderts entstand der architektonische und dekorative Stil des Rokoko. Das Wort ist abgeleitet vom französischen rocaille (Grotten- und Muschelwerk) und weist auf den übertriebenen Gebrauch dieser Muster hin.

Eher als Dekorationsstil zu bezeichnen, drückt sich das Rokoko in verspielten Verzierungen und vor allem dem Verzicht auf jegliche Symmetrie aus. Leichte, zierliche, gewundene Linien und häufig rankenförmige Umrandungen treten an die Stelle fester Formen.

Offizielle oder religiöse Bauten unterlagen dem Einfluß des Rokoko kaum, dafür vielmehr die Architektur und Gebrauchskunst in aristokratischen Kreisen. Berühmte Beispiel dafür sind die Innenausstattungen des brandenburgischen Schlosses Sanssouci und des Schlosses Schönbrunn in Österreich.

Klassizismus

Ein Grundzug der Kunst des 18. und 19. Jahrhunderts ist die strikte Ablehnung der "Ornamentalisierung" des Rokoko.
Verwirrung kann dadurch entsehen, dass der Begriff Klassizismus in Frankreich für die Barockkunst verwendet wird, im deutschen Sprachgebrauch aber für die bürgerliche Gegenbewegung der übertriebenen Verzierungen des höfischen Rokoko.

Es fand eine Rückbesinnung, wenn nicht gar Kopie antiker, griechischer Themen und Formen statt. Ästhetische Ideale wurden klar umrissene Baukörper in Architektur und eine Reduzierung der bildnerischen Mittel in Plastik und Malerei.

Die Verwendung geometrischer Grundformen wie Dreieck, Quadrat, Kreis, Kugel und Pyramide, bot sich besonders für die Architektur von Repräsentanzbauten, wie Kirchen, Triumphbögen, Stadttore und Museen an.

In Deutschland gelten Berlin und München als die Hauptstädte des Klassizismus. Als Beispiel hierfür kann das Brandenburger Tor genannt werden. Aber auch das Kapitol, in der amerikanischen Hauptstadt Washington baute man klassizistisch nach europäischem Vorbild.

Romantik

Die Epoche der Romantik wird etwa zwischen den Jahren 1790 und 1840 positioniert. Die Kunst dieser Zeit betont das Phantastische, Emotionale und eine Poetisierung sowie Romantisierung der Wirklichkeit. Sie entwickelte sich als Reaktion auf die Aufklärung und die strengen Formen des Klassizismus.

Der Romanik lässt sich keine bestimmte Mal- oder Bautechnik zuordnen, vielmehr äußert sich der Zeitgeist in der Idee einer neuen Kunst und des neuen Umgangs mit ihr. Natur, Gefühl und Erinnerung wird zu den zentralen Motiven der bildenden Künsten, der Architektur sowie auch der Literatur, Musik und Philosophie.

In der Baukunst gehört es zu den Hauptzielen der Romantik, Architektur und Landschaft harmonisch zu verbinden. Auch wurde hier die Tradition des Denkmales und der Denkmalpflege geprägt. Zu den Größen der deutschen romantischen Künste zählen unter anderem der Maler Casper David Friedrichs und Lyriker Joseph von Eichendorff.

Realismus

Im Realismus zur Mitte des 19. Jahrhunderts entfernten sich viele Maler und Bildhauer von einer Idealisierung ihrer Motive und wählten vermehrt eine sehr sachlichen und realistische Darstellung.

Auch in dieser Epoche gibt es keine charakteristische Mal- oder Zeichentechnik. Unter dem Begriff des Realismus darf in diesem Zusammenhang keine besonders echt wirkende oder fotorealistische Abbildung verstanden werden.

Vielmehr wurden im Realismus unvollkommene, authentische Wirklichkeiten und alltägliches zu beliebten Themen in Kunst und Literatur. So zeigen viele berühmte Werke weltliche und ungeschönte Szenen aus dem täglichen Leben der unteren Gesellschaftsschichten.

Künstler des Realismus waren z.B. der französische Maler Gustave Courbets und der deutsche Carl Spitzweg.

Historismus

Im Historismus wurden stilistische Elemente aus Barock, Rokoko, Romanik und Renaissance aufgegriffen und nachgeahmt. Bereits im 18.Jahrhundert kündigte sich diese Verwendung der alten Stile an, und zogen sich bis in die Moderne des frühen 20.Jahrhunderts.

Hinweis und typisches Kennzeichen des Historismus ist das gleichzeitige Auftreten verschiedener Stile oder Stilelemente in einem Werk. So unterscheidet man innerhalb des Historismus zwischen Neoromanik, Neogotik, Neorenaissance und Neobarock und deren Vermischungen.

Das Berliner Reichstagsgebäudes zum Beispiel verbindet Elemente aus Neorenaissance und Neobarock. Es wurde in den Jahren 1884-1894 im Stile des Historismus, mit Vorbildern aus Hochrenaissance und Barock erbaut.

Impressionismus

Die Bezeichnung Impressionismus als Stilrichtung der Kunst formte sich Ende des 19. Jahrhunderts nach einer Pariser Kunst-Ausstellung. Unter anderem stellten dort Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir und Paul Cezanne Gemälde mit bis dahin völlig neuen Maltechniken, Bildsprachen und Motiven aus. Dadurch kam es zu einem Wandel in der Kunst, der vor allem in der Malerei weitreichende Folgen hatte.

Der Impressionismus zeichnet sich durch das Einfangen von Augenblicken, Stimmungen und Atmosphären aus. Gegenstand und technische Perfektion waren dabei zweitranging neben Wirkung und Komposition der Kunstwerke. Motive sind zum Beispiel besondere Lichtstimmungen zu einer bestimmten Tageszeit. Gemalt wurde daher meist schnell und intuitiv, woraus ein oft lockerer, fedriger oder tupfender Pinseltstrich resultierte.

Die impressionistische Malerei hatte auch großen Einfluss auf Fotografie, Film und Literatur und war darüber hinaus maßgeblich für viele darauf folgende Kunststile.

Symbolismus

Parallel zum Impressionismus enstand, ebenso in Frankreich um 1885, der Symbolismus. Oft waren es mystische und biblische Themen, die die Künstler dieser Zeit zu Werken mit besonderer Symbolik und einer tieferen Wirklichkeit inspirierten.

Seine Anfänge hatte der Symbolismus in der Literatur - vielen Dichtern und Lyrikern war die natur- und lebensnahe Betrachtung des Realismus und Impressionismus zu alltäglich und banal.
In der bildenden Kunst suchen sich die Künstler, die sogenannten Symbolisten, ihre Motive in der Mythologie, phantastischen Traumwelten, starken emotionalen Zuständen und der Welt des Unbewussten.

Berühmte Vertreter des Symbolismus sind beispielsweise Edward Munch („Der Schrei“) und Paul Gaugin.

Jugendstil

Der dekorative Jugendstil war um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert in ganz Europa populär. Seine Ursprünge liegen in Frankreich, wo er als Art Nouveau bezeichnet wird, und im angelsächsichen Raum, hier Modern style genannt. Von dort breitete er sich in den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in ganz Europa aus.

Den verschiedenen europäischen Strömungen waren zwei Aspekte gemeinsam: Die Motivation eine moderne und junge Kunstform zu schaffen statt auf alte Vorbilder zurückzugreifen. Stark vorrangetrieben durch die „Arts und Crafts“-Bewegung sollte zudem Kunst und Handwerk eine Einheit bilden, und im Alltag der Menschen vorhanden und erlebbar sein.

So finden sich die oft floralen, geschwungenen oder geometrischen Elemente des Jugendstils häufig in Gebrauchsgegenständen und Möbeln, Plastiken, Schmuck und Glaswaren aber auch in Architektur, Malerei und Bildhauerei wieder.